Wie entstehen Hufprobleme?

Jedes Pferd belastet seine Hufe in der Regel unabhängig vom gewählten Hufschutz ungleichmässig. Die Lastaufnahme verlagert sich bei jedem einzelnen Huf mit der Zeit auf die innere oder äussere Hufhälfte und/oder in den Trachtenbereich des jeweiligen Hufes. Dies ist nicht nur von der individuellen Gliedmassenstellung sondern ebenso von der vom Pferd bevorzugten Art, wie es den jeweiligen Huf einsetzt, abhängig.

So entwickelt sich mit der Zeit ein „asymmetrisch belasteter Huf“ oder ein „trachtenlastiger Huf“.

In der Folge resultiert ein ungleichmässiger Abrieb an der Innen- oder Aussenwand und/oder an der Trachtenwand. Weniger belastete Wandabschnitte werden dabei überlang und verbiegen sich in der Folge nach aussen und stehen dann (zu) schräg zum Boden.

Solchermassen schräge bzw. verbogene Zehen- und/oder Seitenwände zerren an der Wandlederhaut und quetschen die Kronlederhaut. Bei sehr starkem Zug auf die Wandlederhaut, bzw. Druck auf die Kronlederhaut, kommt es zu Einblutungen welche später in der Blättchenschicht bzw. in der Hornkapsel als Blutergüsse ersichtlich sind.

Um diesem unangenehmen Effekt auszuweichen, nimmt das Pferd eine Schonhaltung ein. Es stellt sich noch mehr auf die bereits überbelasteten Seiten- oder Trachtenwände und der Prozess schreitet ungehindert fort.

Die daraus resultierenden Veränderungen entwickeln sich schleichend über Jahre hinweg und sind insbesondere für das ungeübte Auge oft nicht erkennbar.

Wird bei der Hufbearbeitung dieser Entwicklung nicht Rechnung getragen oder wird diese durch die Hufbearbeitung gar begünstigt, so können durch die Fehlbelastung Hufprobleme entstehen.

Dabei zeigt die Praxis, dass diese Deformationen zuerst ein bestimmtes Ausmass annehmen müssen, bevor sie vom Laien überhaupt als Hufproblem wahrgenommen zu werden.

Können Symptome einer ungleichmässigen Belastungssituation festgestellt werden, so ist es das Ziel der Huforthopäden/innen des VSHO durch geeignete Bearbeitung diese ungünstigen Prozesse nachhaltig zur Umkehr zu bringen. Dazu wird durch eine adäquate Bearbeitung dem Huf ermöglicht, wieder in einer physiologischen Form vom Kronrand her nach unten nachzuwachsen. So wird dem Pferd ermöglicht, auf seinen Hufen angenehm stehen und sich mit diesen optimal fortbewegen zu können.

(c) 2022 - Françoise Rickli